ZK I Zettel 57,4e7b1a35e
57,4e7b1a35e Die Erwartungs-(Horizont-)Lehre gibt auch
die Grundlage für eine Auseinandersetzung mit den
überlieferten Gefühlstheorien.
Eine der bemerkenswertesten Eigenheiten des bisherigen
Gefühlsverständnisses ist die Deutung des Gefühls als
Passion, als Leidenschaft. Gefühl ist etwas, was man
nicht macht, sondern erleidet. Das bedeutet: Man wird
von Gefühlen überfallen, ist wehrlos gegen sie, ist ihnen
ausgeliefert. 1; 2 Man kann – und braucht infolgedessen! –
nichts für oder gegen seine Gefühle zu tun. Kultivierte
Pflege gibt es im Bereich des Geschmacks, nicht im Bereich
der Gefühle. Man kann und braucht seine Gefühle
nicht zu verantworten; allenfalls deren Äusserung in
der Öffentlichkeit. Gesellschaftliche Disziplinierung, social
constraint bezieht sich auf den Gefühlsausdruck, nicht